ÜBERNIXUNG

„ÜBERNIXUNG“

von Freiheit und Rebellion und der Zartheit einer Fischgräte

Solo von und mit Brigitte Kießling im Rahmen der Produktion
„Tanzt die Männerschwimmhalle“,  Irina Pauls, Art vor Ort, Stadtbad Leipzig, Juni 2012. Kleiner Einblick in das gesamte Projekt im Archiv des Leipziger Tanztheaters:——>HIER

„Übernixung“ startete mit Mythenforschung über Wasserwesen und Menschen, das Ziehen und Gezogenwerden, das halb-und-halb-Sein und einem Kraulschwimmtraining.
Über das Zwischenthema „Übergriffe im Schwimmbad“ wurde ich bei der Recherche im Internet unter „sexueller Missbrauch durch Frauen“ fündig und geriet ins Schwimmen:
Ich erschrak über mich selbst, darüber, wie wenig die Rolle „Frau“ für mich mit der einer „Sexualtat“ zusammengeht, wie sehr ich Zusammenhänge ausschließe, selbst wenn ich gerade von diesen Zusammenhängen lese und höre.
Ich begann Denk- und Sichweisen/ „Nebelformen“ mit denen ich selbst meinen Blick verkläre und versperre, beiseite zu räumen , begann genauer zu unterscheiden zwischen Kritik und Spiel.
Beim Arbeiten mit Auszügen des Gedichts „Der Fischer“ stieß ich auf grammatikalische Fälle im Femininum und Neutrum die nicht verraten, wer im Satz das Subjekt und wer das Objekt ist und anderen von Machtstrukturen geprägten Morast in unserer Sprache.
In meiner Performance möchte ich mich und andere verlocken und dazu hinreissen, das Festland zu verlassen. In den „changing rooms“ des alten Männerschwimmbades möchte ich verführen: Zu genauem Hinsehen, zu vielfältigen Definitionen, neuen Identitäten, zu radikalem Spiel, zu Mischung, Wechsel und Veränderung.

VIDEOS:

1. Ein Zusammenschnitt meiner weiterentwickelten Performance auf dem Tanzforum Berlin hier:

„Übernixung. Von Freiheit, Rebellion und der Zartheit einer Fischgräte“, im AdaStudio in den Uferstudios Berlin bei NAH DRAN XXXIII

2. die ungeschnittene DOKUMENTATION derselben Aufführung in voller Länge ( 13 Minuten ) bei Eingabe des Passwortes 510.8812 bis auf Weiteres hier sichtbar———>

https://vimeo.com/tanzforumberlin2/uebernixung

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Fotos: Olaf Mertens 

PREMIERE am 20.Juni 2012

Spielzeit 20.-30.Juni 2012 

Vorstellungen vom 20. bis 30. Juni 2012
Zeit: um 17 / 19 / 21 Uhr, Sonntags und Samstags zusätzlich 11h
(max. 25 Personen pro Rundgang)

Ort: Leipziger Stadtbad, Eutritzscher Str. 21, 04105 Leipzig
 

KONZEPTAUSZÜGE für „Übernixung“:

Mich reizt an dem Projekt besonders die Kulisse:
ein öffentlicher Raum , ein Ort der Kindheitserinnerungen, ein Ort an dem ein Großteil der zweiten Haut abgelegt wird und andere Codes gelten. Ein Ort, an dem Verletzlichkeit, Sinnlichkeit und Kraft der Menschen anders spür-und sichtbar werden und mit dem Jede und Jeder Angst, Scham und Aufregung ebenso wie Spiel und Leichtigkeit verbinden kann.
Des weiteren hat mich die Bezeichnung des Schwimmbades als „Männerschwimmbad“ auf die Themen Geschlecht, Stereotype, Erwartungen an Rollen und Sichtweisen auf Körper gestoßen.
Wasser hat mich über Wesen des Meeres in Märchen und Sagen allgemein und konkret Nix_en forschen lassen.
Mich interessiert das Spannungsverhälnis zwischen dieser Phantasiegestalt/ Märchenfigur und dem urbanen Raum, in diesem Fall verkörpert durch die gebändigte und institutionalisierte Form des Schwimmens und der Urgewalt Wasser und des Meeres.
Die gleichermaßen bedrohliche wie erlösungsbedürftige mythologischen Kreaturen herausgerissen aus der Naturgewalt, aus ihrem Machtfeld in neuen wiederum für sie schwächenden Kontext gesetzt.
Dadurch entfremdet, verloren, verletzlich.
Und zugleich beladen mit unseren Vorstellungen von und Sehnsüchten nach Schönheit, Poesie, Zauber, Sinnlichkeit und Erotik. Ebenso wie mit Zuschreibungen des Todbringenden, Bedrohlichen, Verführerischen.
Nix_e auch als gescheiterte oder närrische Figur:
weder Mensch noch Fisch im Ganzen. Damit aber auch nicht den bekannten Kategorien zugehörig–und keiner derer Gesetzmäßigkeiten bis in letzter Konsequenz verpflichtet, sondern von eben diesen befreit und sich selbst und den unendlichen Weiten überlassen.

 

INSPIRATIONEN UND STATIONEN:

„Okay. Scheiß aufs Festland. Ich bin eine Nixe.“

Entdeckung und Leseempfehlung:
ISBN 978-3-596-17613-7
oder ausleihbar bspw. ei Zentral-und Landesbibliothek Berlin